The Five Points

The Five Points für Klarinette und Streichquartett, 2012

19:00′
Edition Kunzelmann, GM-1891
Im Auftrag von Matthias Müller und dem Galatea Quartett, mit finanzieller Unterstützung der SUISA Stiftung.
Uraufführung: 27. September 2013, Tonhalle Zürich (Matthias Müller und das Galatea Quartett mit Yuka Tsuboi, Sarah Kilchenmann, Hugo Bollschweiler und Julien Kilchenmann)

Video der Première
Nach der Première: Martin, Matthias, Sarah, Yuka, Julien und Hugo

28. Februar 2013: Aufnahmen (Andreas Werner) von „The Five Points“ in der alten Kirche Boswil für die CD „Brahms – Schlumpf – Müller“ für das Label NEOS.

Yuka, Sarah, Martin, David, Andreas, Julien und Matthias

PDF-Partiturauszüge der einzelnen Sätze

Hörbeispiele

Im 2002 entstandenen Film „The Gangs of New York“ beschreibt Martin Scorsese die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den Einheimischen und den irischen Einwanderern im New York der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Schauplatz der blutigen Kämpfe ist die Gegend im zentralen unteren Manhattan, die „Five Points“. Diese fingerförmigen Strassenkreuzungen bilden einen wahrhaftigen Schmelztiegel der verschiedenen dort sich niederlassenden Kulturen.
In meinem Klarinettenquintett „The Five Points“ geht es nicht mehr um mit Waffen ausgetragene Auseinandersetzungen, sondern um die formale Gestaltung im Spannungsfeld zwischen Kontrast und Analogie der fünf Sätze des Stücks, jeder mit unverwechselbar eigener charakteristischer Prägung: auch hier ein Schmelztiegel verschiedenartiger musikalischer Gestalten. Das Ganze ist vorstellbar als Promenade zwischen den fünf Ecken der „Five Points“, wo die verschiedenen Gangs ihre Standorte hatten.
Die Längen der einzelnen Sätze habe ich nach der von Leonardo Fibonacci 1202 eingeführten Fibonacci-Reihe strukturiert, bei der sich jede folgende Zahl durch Addition ihrer beiden vorherigen Zahlen ergibt. Dabei gliedern sich die Sätze so, dass vom ersten kürzesten Satz aus (55 Sekunden) die Dauern kontinuierlich zunehmen, mit Ausnahme des längsten Satzes (377 Sekunden), der an vierter statt an letzter Stelle steht. Da in der Fibonacci-Reihe jeweils gute Annäherungen an den Goldenen Schnitt enthalten sind, lassen sich die Längenverhältnisse der fünf Sätze auch als dreifachen Goldenen Schnitt beschreiben. Durch die Freiheiten, die ich mir bei der Umsetzung dieses Schemas genommen habe, wird man sozusagen aus dem Idealreich der Zahlen in die profanere Realität (den Boden der „Five Points“) zurückgebracht.
Zudem werden geneigte Ohren an wenigen Stellen der letzten drei Sätze versteckte Anklänge an die Musik des Klarinettenquintetts, op. 115 von Johannes Brahms von 1891 hören können. Es war mir ein Vergnügen, meine Musiksprache hie und da so „umzubiegen“, dass als Hommage an den grossen Komponisten die Brahms-Allusionen (nie wird wörtlich zitiert) organisch einfliessen und wieder aufgelöst werden.
Schliesslich habe ich nach der Geburt meines ersten Enkels Basil im August 2012 an der Stelle, wo ich gerade schrieb (im dritten Satz), eine „glückliche“ Stelle eingebaut, die auf dem Melodiefragment B-A-Es beruht.
„The Five Points“ ist Matthias Müller und dem Galatea Quartett, meinem wichtigsten Kompositionslehrer Rudolf Kelterborn und meinem Enkel Basil gewidmet.