Mouvements

Mouvements, Konzert für Klavier und Orchester, 1994/99

16:00′
Orchestermaterial bei Edition Kunzelmann
Auftrag des Kuratoriums des Kantons Aargau
Uraufführung der revidierten Fassung: 28. Oktober 1999, Tonhalle Zürich (Peter Waters, Klavier, Tonhalle-Orchester Zürich, Leitung: Marc Kissoczy)

November 2009, Januar 2010 und 2011, Aufnahmen für PARMA Recordings in Olmütz (Tschechien) mit Martin Levicky, Klavier und dem Moravian Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Vit Micka und Petr Vronsky. Erschienen auf der CD Streams.

 

PDF-Partiturauszug S. 1-11

Hörbeispiele

 

„Mouvements“ für Klavier und Orchester ist 1994 mit finanzieller Unterstützung des Kuratoriums für die Förderung des kulturellen Lebens des Kantons Aargau als Eingabe im Kompositionswettbewerb für das Finalstück des Internationalen Klavierwettbewerbs Königin Elisabeth von Belgien entstanden. Ohne genauere Kenntnis der Bedingungen dieses renommierten Klavierconcours entschloss ich mich, ein Klavierkonzert zu schreiben, das den „äusseren“ Bedingungen des Wettbewerbs entsprach: ungefähr 15 Minuten Länge und eine Orchesterbesetzung, die 3 Flöten, 3 Oboen, 3 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba, 5 Schlagzeuger (!), 1 Harfe und Streicher vorsah. Meine Komposition wurde nicht berücksichtigt – beim Anhören von Aufnahmen früherer Wettbewerbe wurde mir klar, dass das Konzept meines Konzerts keine Chance hatte: für den Königin Elisabeth Wettbewerb kommen nur ausgesprochen virtuose Stücke in Frage, die das Soloinstrument bedingungslos ins Zentrum setzen.
Dies aber ist in meiner Musik nicht der Fall, im Gegenteil: ich versuche, vielfältige Kombinationsvarianten zwischen Klavier und Orchester zu zeigen, einmal führt der Solist, einmal begleitet er, einmal dialogisieren die Partner … Triebfeder des ganzen Stücks ist der Bewegungsgedanke – der Rhythmus (Mouvements). Ausgebreitet in vier klar voneinander getrennten, ohne Pausen zusammenhängenden Abschnitten dominieren vier unterschiedliche Bewegungscharaktere die Komposition:

•    der erste Teil ist ein langer, grosser Aufbau (von Ferne lässt der Bolero von Ravel grüssen); sehr leise und „dünn“ setzt ein längeres rhythmisches Muster im Marimbaphon ein, das als Ostinato in ungerader Metrik in ständiger dynamischer Steigerung, wechselnder harmonischer Umgebung und zunehmender Dichte zu einem satten extravertierten Höhepunkt führt;
•    Teil zwei bringt einen grossen Gegensatz: eine feine lyrische Grundstimmung mit einem Klavierpart, der teilweise an einen Jazzsong erinnert, gespickt mit quasi-impressionistischen Figuren; nach einer Schlagzeug-Überleitung folgt
•    Teil drei als spielerischer, manchmal witziger Dialog zwischen verschiedenen Orchestergruppen und dem Soloklavier; nach und nach beginnen die einzelnen Dialogpartner sich ins Wort zu fallen – Zeit für eine kurze, sehr bewegte Solokadenz, die mit einigen Grosse Trommel-Schlägen in den Schlussteil übergeführt wird:
•    ein fliessender Überlagerungsteil (das Soloklavier als Orchesterfarbe), in dem Figuren gegeneinander gesetzt sind, die aus dem Ostinato des Anfangs abgeleitet sind, periodisch in längeren Abständen eingefärbt durch Blechbläserakkorde und Gongschläge; das gleichmässige Fliessen löst sich gegen Schluss langsam auf: in einem kleinen Epilog hat der Solist das letzte lyrische Wort …

Mouvements wurde vom 22. bis 27. März 1996 anlässlich einer Werkstatt für Schulklassen vom Aargauer-Symphonie-Orchester in Baden öffentlich geprobt und aufgeführt. Aufgrund der dabei gemachten Erfahrungen habe ich im August und September 1999 das Werk revidiert, einzelne Details im Orchester verdeutlicht, vor allem aber die Solostimme überarbeitet und teilweise ausgeweitet. Diese endgültige Fassung kommt nun mit den Tonhalle-Konzerten zur Uraufführung.